Im Alltag wird unter „Sucht“ eine Abhängigkeit von einem Stoff (z.B. Alkohol) verstanden. Ebenso existieren stoff-ungebundene Verhaltenssüchte (z.B. Kaufsucht, Glücksspielsucht). „Mediensucht“, als stoff-ungebundene Verhaltenssucht, ist in Deutschland bislang nicht offiziell als Erkrankung anerkannt. Ob eine Person als „süchtig“ eingeschätzt wird, hängt immer auch damit zusammen, was aktuell gesellschaftlich-kulturell als „normal“ angesehen wird. Im Zuge der rasant zunehmenden Mediennutzung in den letzten 10 Jahren existiert derzeit kein gesellschaftliches Einvernehmen darüber, was „normale Mediennutzung“ ist.

Im Jahr 2020 beträgt die tägliche Internetnutzungsdauer* in Deutschland durchschnittlich etwa 204 Minuten. Mit 388 Minuten (fast 6,5 Stunden pro Tag weist die Altersgruppe der 14- bis 19-jährigen die höchste Nutzungsdauer auf.** 2007 waren es noch rund 2,5 Stunden täglich. Davon verbringt die Gruppe der 10- bis 18-jährigen im Durchschnitt 253 Minuten täglich** mit Video, Audio und Texte lesen. Diese neue „Normalität“ zeigt, dass die Frage „süchtig – oder nicht süchtig“ nicht allein durch die Nutzungsdauer beantwortet werden kann.

„Mediensucht“ beschreibt ein Mediennutzungsverhalten, das einen Krankheitswert aufweist. Dies kann der Fall sein, wenn Symptome einer psychischen Abhängigkeit vorliegen, ein konkreter Leidensdruck festzustellen ist und/oder das Verhalten trotz negativer Konsequenzen fortgesetzt wird.

*dazu zählen: YouTube, WhatsApp, Google, Instagram, Games, Shopping, Mediatheken usw.
** ARD/ZDF-Onlinestudie 2020